Abstract

[Ger:]Klare, deutliche und verständliche Aussprache beim lauten Lesen gehört zu den wesentlichen Kompetenzen professioneller SprecherInnen – etwa NachrichtensprecherInnen in Rundfunk und Fernsehen, SprecherzieherInnen und SchauspielerInnen – sowie von LehrerInnen und allen denjenigen, deren berufliche Aktivität das Sprechen vor einem Publikum impliziert. Diese Kompetenz, die sich MuttersprachlerInnen mittels orthoepischer Werke und spezifischer sprecherzieherischer Schulung mit geringer Mühe aneignen können, setzt korrektes Textverständnis voraus. Beim lauten Lesen in der Muttersprache schlägt sich korrektes Textverständnis in der Regel spontan und unbewusst in Form fehlerfreier, d. h. orthoepisch gemäßer Aussprache sowie richtig eingesetzter prosodischer Merkmale nieder: Normgerechter Infonationsverlauf, korrekte Wort- und Satzakzente, verständnisstützende Pausen, angemessene Sprechgeschwindigkeit u. a. m. weisen darauf hin, dass der/die LeserIn versteht, was er/sie liest. Dank ihrer pragmatisch-kommunikativen und syntaktischen Funktionen ist korrekte Proso¬die beim lauten Lesen durch MuttersprachlerInnen das Symptom korrekten Interpretierens und Verarbeitens von Lesetexten. Werden prosodische Merkmale richtig einge¬setzt, so helfen sie gleichsam dem/der HörerIn, gesamte Texte und komplexe Sachverhalte im intendierten Sinne zu verstehen. In der Fremdsprache erfolgt der Prozess des lauten Lesens unter anderen Bedingungen: Das Textverständnis wird oft durch fehlendes bzw. mangelndes Sprachwissen erschwert; darüber hinaus werden muttersprachspezifische Merkmale und Regelmäßigkeiten auf die (un- bzw. missverstandenen oder nicht korrekt interpretierten) fremdsprachlichen Texte übertrafgen; damit wird das Textverständnis erschwert, wenn nicht sogar verhindert. Ein Mittel, um diesen Rückkopplungseffekt (je weniger verstanden wird, desto schlechter wird laut gelesen und desto weniger wird verstanden) zu durchbrechen, besteht in der bewussten Anwendung korrekter – im Sinne angemessener normgerechter fremdsprachspezifischer – Phontisch-phonologischer und prosodischer Regelmäßigkeiten. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst geklärt, wodurch sich gute bzw. schlechte Aussprache beim lauten Lesen in der Mutter- und der Fremdsprache auszeichnen (Kap. 1.) und worauf sich der so genannte „fremde Akzent“ zurückführen lässt (Kap. 2.). Anschließend wird auf die prosodischen Regelmäßigkeiten des Deutschen eingegangen (Kap. 3.) – etwa zur Intonationskontur (Kap. 3.1.) sowie zur Satzakzentuierung im Zusammenhang mit der Thema-Rhema-Gliederung (Kap. 3.2.). Ausgehend von der Hypothese, dass schlechte bzw. gute Aussprache beim lauten Lesen das Textverständnis beeinträchtigen bzw. erleichtern kann, wird zum Abschluss auf eine sprachdidaktische Methode zur bewussten Anwendung prosodischer Regelmäßigkeiten im Rahmen der gesteuerten Fremdsprachenvermittlung hingewiesen (Kap. 4.), die als Mittel zu korrekter L2-Aussprache und damit zu verbessertem Textverständnis verstanden wird.
Titolo tradotto del contributo[Autom. eng. transl.] Reading aloud as a means of understanding the text in the foreign language
Lingua originaleGerman
Titolo della pubblicazione ospiteTheorie und Praxis. Österreichische Beiträge zu Deutsch als Fremdsprache. Schwerpunkt: Lesen. Prozesse, Kompetenzen, Förderung
EditorHans-Jürgen Krumm, Paul R. Portmann-Tselikas
Pagine25-39
Numero di pagine15
Stato di pubblicazionePubblicato - 2010

Serie di pubblicazioni

NomeTheorie und Praxis - Österreichische Beiträge zu Deutsch als Fremdsprache Bd.13/2009

Keywords

  • FL teaching
  • Phonetik
  • Sprachdidaktik
  • phonetics

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